Die Geburt eines Kindes löst bei Vätern ein breites Spektrum an emotionalen Veränderungen aus, die oft unterschätzt oder nicht ausreichend thematisiert werden. Viele Männer erleben in den Wochen und Monaten nach der Geburt eine emotionale Achterbahnfahrt, die von Freude und Stolz bis hin zu Überforderung und Hilflosigkeit reichen kann.

Etwa jeder fünfte bis zehnte Vater erlebt in dieser Zeit übermäßigen Stress und gerät in ein Stimmungstief. Diese emotionalen Schwankungen äußern sich häufig durch erhöhte Reizbarkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen und Freudlosigkeit. Besonders belastend ist für viele Väter, dass sie Schwierigkeiten haben, tiefe Vatergefühle zu entwickeln, was wiederum zu Schuldgefühlen führen kann.

Der gesellschaftliche Druck, als Mann "stark" zu bleiben und Gefühle zu unterdrücken, verstärkt diese emotionalen Herausforderungen zusätzlich. Oft wird von Männern erwartet, dass sie gefasst bleiben, selbst in schwierigen Zeiten. Diese Erwartungshaltung kann dazu führen, dass Väter ihre Emotionen unterdrücken und sich isolieren, anstatt Unterstützung zu suchen.

Interessanterweise zeigen Studien, dass sich auch auf hormoneller Ebene Veränderungen vollziehen: Der Testosteronspiegel von Vätern sinkt beim liebevollen Umgang und Kuscheln mit ihren Kindern, steigt jedoch beim wilden Toben wieder an. Diese biologischen Veränderungen unterstützen die emotionale Bindung zwischen Vater und Kind.

Für die emotionale Bewältigung der Vaterschaft ist es entscheidend, dass Männer lernen, ihre Gefühle zuzulassen und auszudrücken. Psychotherapie kann in dieser Phase eine wertvolle Unterstützung bieten, indem sie einen Raum schafft, in dem Väter ihre Emotionen verarbeiten und über ihre Ängste und Sorgen sprechen können. Durch therapeutische Gespräche können Männer lernen, ihre Identität als Vater zu akzeptieren und gleichzeitig ihr Selbstbild als Mann neu zu definieren .

Die emotionalen Herausforderungen der Vaterschaft werden besonders komplex, wenn Männer selbst mit emotionaler Vernachlässigung oder Abwesenheit aufgewachsen sind. In solchen Fällen fehlt ihnen möglicherweise das Vorbild für eine gesunde emotionale Vaterschaft, was den Übergang in die eigene Vaterrolle zusätzlich erschweren kann.